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Im Hause Albano-Müller wieder viele Gäste - Diskussionen über Moral und Verantwortung - Vittorio Hösle hielt Vortrag - Statt zum BVB lieber ein Mahl mit Philosophie

Schwelm. (fs) Sie ist bekannt in der Kreisstadt wie ein "bunter Hund": Saraswati Albano-Müller. "Man darf nicht über, sondern man muß mit den jungen Leuten reden," Am Samstag öffnete die gebürtige Inderin wieder ihr Haus für allerlei illustre Gäste beim 3. Philosophischen Gastmahl.

Vor allem Schüler aus Hagen hatten den Weg in die hochherrschaftliche Villa an der Hauptstraße gefunden. Nichts weniger als die Thesen des großen Immanuel Kant standen am Samstag auf dem Programm. Doch manchem war der Weg nach Schwelm etwas schwerer gefallen. "Ich hätte auch Karten für das Spiel von Borussia Dortmund haben können. Aber ich bin doch lieber hier hergekommen", schilderte Jens aus Hagen seine Entscheidung.

"Was kann ich konkret tun? Bin ich in der Lage etwas zu verändern?" So übersetzt Klaudius Gansczyk die Überlegungen Kants in den Alltag. Es sei erstaunlich, so der Pädagoge aus Ennepetal, daß sich beim Gastmahl junge Leute über moralische Wertmaßstäbe unterhielten. "Die könnten ja auch saufen gehen. Aber sie wollen lieber nachdenken und mit anderen diskutieren."

Hätte Kant sich mit Skinheads angelegt?

Mit der Moral und der Ethik ist das so eine Sache. Wenn man sieht, wie fünf Skinheads in der SBahn einen Ausländer verprügeln, was ist dann zu tun? "Was Kant gesagt hätte, ist klar", weiß Gansczyk. Doch ob der Philosoph auch tatsächlich aufgestanden wäre und eingegriffen hätte, wisse niemand. Und trotzdem: "Zivilcourage als allgemeingültiger Maßstab - das wäre ein großer

Fortschritt", glaubt der Lehrer am Hagener Theodor-Heuss-Gymnasium.

Neben den Nachwuchs-Philosophen war wieder ein großer Star des Genres mit dabei: Professor Vittorio Hösle. Aber auch Marokkaner und Chinesen diskutierten mit. "Wenn ich die anderen so höre, weiß ich, daß ich mit meinen Gedanken auf dem richtigen Weg bin", meinte ein Schüler des Heuss-Gymnasiums.

Saraswati Albano-Müller freut sich immer über Besuch, "So viele Leute in meinem Haus sind ein Geschenk für mich." Sie hatte wieder einige, unter anderem indische, Spezialitäten auf den Tisch gezaubert.

Das nächste Gastmahl ist im übrigen schon geplant. "Für viele mögen Karriere und Geld sehr wichtig sein", meint Klaudius Gansczyk. "Die Belohnung für Menschlichkeit und Mitgefühl ist aber der Respekt vor sich selbst", sagt der Philosophie-Lehrer lächelnd - als wolle er hinzufügen: "Ich bin ein Beispiel dafür"


Professor Vittorio Hösle (rechts) sprach über Ethik und Verantwortung. (WR-Bild: Daniel Uttelbach)

(Quelle: Schwelmer Rundschau, 16. März 1998 )

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