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Gastmahl mit "Wunderkind" der Philosophie - Prof. Hösle im Hause Albano-Müller

Schwelm. (WP) Für die "Zeit" ist er ein "Wunderkind seiner Zunft". Bei Philosophen in aller Welt stehen Vorträge des Buchautors hoch im Kurs, Vittorio Hösle, Träger des Doktortitels seit seinem 25. Lebensjahr, Professor seit dem 28., hielt bereits Vorträge in Korea, Moskau und Indien. Am Wochenende reiste er für ein "philosophisches Gastmahl" im Hause von Saraswati Albano-Müller in die Kreisstadt - eine Sensation angesichts des übervollen Terminplans und der Einladungen zu Kongressen in die ganze Welt. "Vittorio Hösle hat ein besonderes Interesse an Jugendlichen", weiß Klaudius Gansczyk, Philosophielehrer in Hagen, der den zweitägigen Gedankenaustausch mitorganisierte, mit der Aussicht, vielleicht sogar einen philosophischen Club zu gründen. Und so scharte der Weltbürger Hösle, der sich als "Europäer" keiner Nation zugehörig fühlt, mehr als 30 Jugendliche aus neun Städten um sich, die lebhaft über die "Philosophie der ökologischen Krise" diskutierten. Grundlage bildete das gleichnamige Buch des hochkarätigen Gastes, der in dem Werk für ein Verantwortungsgefühl der Menschen gegenüber kommenden Generationen plädiert. Ähnlich wie das Bundesverfassungsgericht über den Schutz von Minderheiten wache, so führte er im Gespräch aus, solle es eine demokratisch bestimmte, autonome Institution geben, die die künftigen Generationen schütze. Es gestalte sich jedoch schwierig, die Menschen dazu zu motivieren. Denn, so formulierte es eine Teilnehmerin: "Wir gehorchen Naturgesetzen, und die Moral steht darüber."

Gerade aus dem Hang der Menschen, sich unsterblich machen zu wollen - sichtbar vor allem in der Kunst - erwachse jedoch eine große Chance, wenn es gelinge, den Menschen begreiflich zu machen, daß die Erde nicht nur wegen der künftigen Bewohner, sondern um ihrer selbst willen schützenswert sei.

Die Notwendigkeit zur Überzeugungsarbeit sieht auch Prof. Dr. Vittorio Hösle. Moralische Normen mit Zwang durchzusetzen, macht in seinen Augen nur bedingt Sinn: "Ein Staat, in dem alle stehlen wollen, und es nur aus Angst vor dem Staatsanwalt nicht tun, kann nicht funktionieren" In der Demokratie herrsche eine "starke Tendenz, zum Nachteil der folgenden Generationen" zu leben. Von allen Lebewesen sei der Mensch das unheimlichste, denn "in einer Gesellschaft gibt es zur gleichen Zeit Heilige und Monster".

Bundesverdienstkreuz

An das Gespräch über die Thesen des weitgereisten Philosophen schloß sich Gruppenarbeit an. Dabei und während der Teepausen lernten sich die Teilnehmer näher kennen und erfuhren, daß Saraswati Albano-Müller morgen für ihre langjährige Vermittlertätigkeit zwischen Schülern und Professoren das Bundesverdienstkreuz erhält.

Das rege Interesse und die fruchtbaren Debatten machten so viel Appetit auf mehr, daß der Gedanke an einen philosophischen Club sicher in die Tat umgesetzt werden wird. Wer ernsthaftes Interesse an dem Zirkel hat, kann sich unter Tel. 2200 melden.

Saraswati Albano-Müller mit ihrem weitgereisten Gast Prof. Dr. Vittorio Hösle (rechts von ihr) und Klaudius Gansczyk (dahinter Mitte) inmitten der Teilnehmer des philosophischen Gastmahls. (Foto: Stephan Kassel)

(Quelle:Schwelmer Westfalenpost, 30. Juni 1997 )

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