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  Gespräch mit dem „Weltumweltminister“

Die Adventszeit zur Besinnung nutzen! THG-Lehrer: Gespräch mit dem „Weltumweltminister“   Hagen. (ME)
Das Theodor-Heuß-Gymnasium macht sich selbst ein schönes Weihnachtsgeschenk und „beschert“ sich mit einem hochkarätigen Redner: Am heutigen Mittwoch, 10. Dezember, kommt Prof. Dr. Johan Galtung, Träger des Alternativen Nobelpreises, um 18.15 Uhr in die THG-Aula, Humpertstraße 19. Am „Tag der Menschenrechte“ will Johan Galtung, der seit 2001 auch Ehrendoktor der Fernuni Hagen ist, über den „Frieden in der Welt“ reden. Initiator dieser Vortragsveranstaltung ist der Philosophie- und Physik-Lehrer Klaudius Gansczyk. Wie im wochenkurier schon mehrfach beschrieben, steht THG-Pädagoge Ganszcyk mit vielen berühmten Friedensaktivisten, Umweltforschern und Philosophen in Kontakt, so auch mit dem ehemaligen Leiter der Abteilung „politische Bildung“ an der Hagener VHS, Professor Dr. Ulrich Bartosch. Der Professor hatte am letzten Freitag nach zwei Jahren Vorbereitungszeit den „Weltumweltminister“ der Vereinten Nationen, Klaus Töpfer (Nairobi), an der Katholischen Universität Eichstätt (Bayern) zu Gast. Klar, daß auch Klaudius Gansczyk zugegen war. Natürlich berichtete Gansczyk inzwischen seinen Schülern von der Begegnung mit dem weltweit ranghöchsten Experten für ökologische Fragen und erläuterte dessen Analyse über die Lage unseres Heimatplaneten Erde.
Das Thema des Töpfer-Vortrags lautete „Wird der Globus unbewohnbar? – Die Bedingungen des Lebens und unsere Chancen zur Bewahrung der Schöpfung.“ Dem Thema entsprechend gab KLaus Töpfer (CDU) einen Überblick über die Probleme und Herausforderungen, die in Zukunft zu erwarten sind.
Als wohl größtes Problem führte er die drastischen Klimaveränderungen an. Der Klimawandel sei keine Prognose, so der Umweltexperte, sondern bereits im vollen Gange. „Das Arktis-Eis ist bereits um 1,3 Meter abgeschmolzen, die Gletscher in den Alpen schmelzen und die Schneefallgrenze steigt von 1300 auf 1500 Meter, so daß in den Urlaubsregionen die Schneekanonen dem Rückzug der Natur entgegenwirken müssen,“ weiß Töpfer. Wenn in China ebenfalls jeder zweite Bewohner ein Auto führe, so wie in Deutschland, dann gäbe es dort mehr Autos als zur Zeit auf der ganzen Welt. Die Auswirkungen auf das Klima könne sich jeder selbst ausmalen. Auf jeden Fall reiche das Naturkapital nicht dafür aus, diese Belastungen aufzufangen. Mit dem Hinweis, daß in Shanghai alle Taxis demnächst mit Brennstoff-Zellen-Antrieb, also ohne den schädlichen Kohlendioxid-Ausstoß, fahren müßten, fragte Töpfer mahnend, wann denn in den reichen Ländern die Infrastruktur für die Wasserstofftechnologie entwickelt würde.
Der Träger des Deutschen Umweltpreises 2002 machte am Beispiel des biblischen „Garten Edens“ zwischen Euphrat und Tigris deutlich, daß die Umweltzerstörung bereits so weit fortgeschritten sei, daß die ehemaligen Feuchtgebiete in diesem „Paradies“ nahezu verschwunden seien.
Überall auf der Welt würden solche drastischen Veränderungen der Lebensbedingungen insbesondere die Armen treffen, denen es immer weniger einleuchte, daß sie die negativen Folgen der westlichen Wohlstandsgesellschaften ausbaden müssen. Einen Tag nach seinem Aufenthalt in Moskau machte Töpfer darauf aufmerksam, daß es noch ungewiß sei, ob Rußland das Klimaschutzabkommen von Kyoto unterzeichnen werde. Genau davon hinge es jedoch ab, ob es in Kraft treten könne, nachdem die USA sich geweigert hatten, das Abkommen zu ratifizieren.
Ein weiteres Welt-Problem: der Mangel an Wasser. Zwar sei Wasser in allen Kulturen und zu allen Zeiten als Symbol des Lebens ein heiliges Gut gewesen. Es entwickle sich aber immer mehr zu einer „knappen Ressource“. Die Wasserpreise spiegelten weder den hohen Wert noch die weltweite Knappheit dieses Lebensgutes wider.
Und noch ein Beispiel für aktuelle Umweltprobleme nannte Töpfer: Der Lebensraum der uns am nächsten verwandten Primaten (Menschenaffen) gehe verloren und die erforderlichen 25 Millionen US-Dollar seien nicht da, um dies zu verhindern. 84 Milliarden US-Dollar für den Irak-Krieg hingegen seien „locker“ vorhanden. Töpfer wörtlich: „Ich kann das nicht erklären!“
Zweimal erinnerte Töpfer in seinem Vortrag an den bedeutsamen Philosophen Hans Jonas, dessen „Prinzip Verantwortung“ eigentlich wegweisend für die Zukunft sein müßte. Unsere Aufgabe sei es, die Lebensgrundlagen, etwa die Regenwälder, weltweit zu schützen, unsere Wohlstands-Fußspuren zu verringern und den ökologischen Rucksack zu verkleinern.
Am Ende seines Vortrags regte Töpfer an, die Adventszeit zur Besinnung zu nutzen und Mahatma Gandhis Weisheit zu beherzigen, daß die Erde zwar genug Vorrat für jedermanns Bedürfnisse zur Verfügung stelle, aber nicht für jedermanns Gier.


Klaudius Gansczyk im Gespräch mit Klaus Töpfer. Der „Weltumweltminister“ und der Hagener Lehrer sprachen am Rande einer Vortragsveranstaltung miteinander. (wk-Foto)

Nach dem Vortrag hatte Gansczyk die Gelegenheit, in Verbindung mit dem „Manifest für den Dialog der Kulturen – Brücken in die Zukunft“, das UN-Generalsekretär Kofi Annan für das Zusammenleben im 21. Jahrhundert in Auftrag gegeben hatte, mit Töpfer zu sprechen. Dabei erfuhr er, daß Töpfer bei einer Rede des UN-Generalsekretärs am Freitag in Tübingen mit dabei sein werde. Auch Gansczyk wird dabei sein. Der Hagener Lehrer hofft: „Vielleicht werden ja von dieser Rede des Friedensnobelpreisträgers Impulse für eine nachhaltige Weltpolitik, Weltwirtschaft, Medienpolitik und Bildung ausgehen...“


(Quelle: WK vom 11.12.2003)


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