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Reflexion der Unterrichtsreihe zu bedeutenden interkulturellen Humanisten Mahatma Gandhi, Martin Luther King, Nelson Mandela, Dalai Lama, Fatema Mernissi und eigene Stellungnahme (11.1)

(....)In seinem Interview bezieht Herzog sich auch auf die 1948 verabschiedeten Menschenrechtserklärung, in der er die Humanität fest verankert sieht, da sie die geistigen, physischen und seelischen Rechte des Menschen schützen soll. Doch am 10.12.1998, ihrem fünfzigsten Geburtstag, werden die Menschenrechte immer noch in vielen Ländern der Welt missachtet, wie es uns der aktuelle Fall des ehemaligen chilenischen Diktators Pinochet ins Gedächtnis gerufen hat.

Angesichts dieser Tatsache drängt sich die Frage auf, ob es überhaupt einen Sinn hat, über das Ideal des Humanismus zu diskutieren oder aktiv für seine Durchsetzung zu kämpfen. Ist ein Mensch wie Mahatma Gandhi realitätsfern, da er ein Ziel vor Augen hatte, welches sogar lange nach seinem Tod noch nicht erreicht werden konnte? Meine Antwort auf diese Frage lautet "nein", da er zwar das Ideal des Humanismus nicht zur Umsetzung hat bringen können, doch mit der Unabhängigkeit Indiens ein unglaublich großes Werk geleistet hat.

In Relation zu Gandhis Ideal einer humanen Gesellschaft war das bloße Erreichen jenes Weg-Ziels sicher nur ein kleiner Schritt, doch ist es schier unmöglich, die Menschheit innerhalb so kurzer Zeit umzuerziehen. So sollten wir Gandhis Errungenschaften als einen großen Schritt auf dem Weg zu einer humanen Menschheit betrachten, dem jedoch noch viele andere folgen müssen, um das Ziel zumindest annähernd zu erreichen. Zudem war Gandhi durch sein Handeln ein wichtiges Beispiel für Menschen wie Martin Luther King und den Dalai Lama, die inspiriert von Gandhis Taten weitere Schritte zurückleg(t)en.

Gerade für King war die Differenz zwischen Ideal und Realität von großer Wichtigkeit , da sie für ihn in dem Unterschied zwischen dem amerikanischen Ideal von Freiheit und Gerechtigkeit und den realen diskriminierenden Gesetzen versinnbildlicht wurde. Das Verletzen letzterer durch Afroamerikaner sah er als legitim an, da jene Gesetze selbst ungerecht und somit illegitim seien. Er stellte nicht nur diese Thesen auf, sondern forderte sogar aktiv zum Bruch der ungerechten Gesetze auf, um gegen sie zu protestieren. Als Sünde sah der Pfarrer King diese "Rechts"verletzungen nicht an, da er höhere Kriterien ansetzte als Gesetze, wie bspw. den Humanismus oder Gott.

Wenn wir selbst unseren Beitrag leisten wollen, ist es nicht von Wichtigkeit, ob wir wie Gandhi, King und Mandela in die Weltgeschichte eingehen oder nur kleine Zeichen setzen. Denn jeder noch so kleine Schritt in die richtige Richtung bringt uns voran.

Andere, denen es nicht genügte, stille Zeichen zu setzen, sondern die Menschen aufzurütteln wollten, haben es stets schwer gehabt und ihr Engagement nicht selten mit dem Leben bezahlt, wie uns bspw. der Aufsatz "Die Angst vor dem Fremden" ("Kongress der Weltweisen", Seite 529 - 531) von Fatema Mernissi zeigte, der vom Streben zur geistigen Freiheit in der muslimischen Kultur handelt.

Doch dieser Text steht außerdem noch in Verbindung zum interkulturellen Dialog, da er begründet, weshalb in islamischen Staaten häufig ein Misstrauen gegenüber den westlichen Demokratien zu finden ist. Denn das, was dort an weltanschaulichen Auffassungen zu finden ist, wurde und wird (als Beispiel das Verschwinden aufklärerischer Autoren im Iran) unter fundamentalistischen islamischen Regimes noch heute verdammt und bestraft. Mit Hilfe des interkulturellen Dialogs ließen sich Berührungsängste abbauen und aufzeigen, dass die Freiheit des Individuums nicht automatisch mit Bestrafung und Tod verbunden sein muss, wie es in der muslimischen Kultur häufig der Fall ist.

Denn es gab natürlich auch dort Aufklärer, die sich für Gedankenfreiheit aussprachen, das jedoch mit dem Leben bezahlen mussten, wie bspw. Hallaq, der 1000 n. Chr. den Tod auf dem Scheiterhaufen fand. Er hatte die Autorität der religiösen Führer in Frage gestellt, indem er behauptete, der Mensch habe das Vorrecht, sich selbst zu lenken, da er als vernunftbegabtes Wesen die Größe Gottes widerspiegele.

Diese Auffassung steht in engem Zusammenhang mit den Ideen der europäischen Aufklärer wie bspw. Kant, die ebenfalls der Meinung waren, dass der Mensch - sofern er per definitionem (Kant) vernünftig ist - in der Lage ist, sein Handeln selbst zu bestimmen. Durch solche revolutionären Vorstellungen sahen/sehen sich die politischen und religiösen Führer in ihrer Macht bedroht, da ein nach seinen eigenen Grundsätzen handelnder Mensch nicht mehr kontrollierbar ist. Im Widerstand gegen diese Diktaturen des Geistes haben sich im Laufe der Geschichte zwei Richtungen herausgebildet: Die intellektuelle Fraktion, die im Zweifel an den Doktrinen der Herrschenden in der Philosophie nach einer Lösung sucht, und die Charidschiten, deren vermeintliche Lösung des Problems der Weg der Gewalt ist. ( ....... )

(....) Die im Vorangehenden protokollierte Unterrichtsreihe hat mir insofern gefallen, als ein Großteil unserer Diskussionen auf aktuellen Anlässen und Berichten (bspw. 50 Jahre Menschenrechte; 1000 wichtigste Menschen des Jahrtausends) basierten, und somit mehr Interesse wecken konnten als viele theoretische Texte. Doch auch die Inhalte des Unterrichts haben mich größtenteils angesprochen, da der Humanismus meiner Auffassung einer vollkommenen Weltanschauung bzw. Glaubens sehr nahe kommt, da es meiner Meinung nach keine Frage der Religion ist, wie die Menschen miteinander umzugehen haben, da die verschiedenen Glaubensrichtungen häufig unflexible Doktrinen aufstellen, deren Grundlage zwar der Humanismus sein mag, die in ihrem Wesen jedoch zu starr sind und häufig in eitler Weise die eigenen Religion begünstigen. Der Humanismus hingegen ist eine Sache des persönlichen Empfindens von Recht und Unrecht und offeriert insofern eine in den Weltreligionen unbekannte Freiheit und ist unabhängig von äußeren Einflüssen und Unterdrückung.

Diese Eigenschaften des Humanismus macht sich Martin Luther King zu nutze, wenn er ihn in seiner Eigenschaft als Richter über die amerikanische Verfassung stellt und mit ihm Gesetzesbrüche legitimiert. Diese Konsequenz hat mich fasziniert, da King nicht davor zurückschreckt, seine Theorien auch in die Realität umzusetzen, und fähig ist, sich jeglicher Beeinflussung durch eventuelle Zweifler zu entziehen. Jedoch kann ich seinem Weg nicht bedenkenlos zustimmen, da es für mein Empfinden zu weit geht, die Befreiung von unterdrückerischen Strukturen gewaltsam anzugehen, da die Gewalt für die Befreier stets die Gefahr mit sich bringt, als dumpfe Schläger denunziert und missinterpretiert zu werden, und so jegliche Chance auf Gleichstellung zu verlieren. Aus diesem Grunde ist mir Gandhis Taktik des gewaltlosen Widerstandes wesentlich sympathischer, da sie seinen Gegner den Wind aus den Segeln nahm, weil ihm keine gewalttätigen Ausschreitungen vorzuwerfen waren. (......)

(..... ) Zum Verständnis fremder Kulturen trägt mit Sicherheit auch bei, Aufsätze wie den Mernissis zu lesen, der erklärt, wieso in islamischen Ländern eine uns unverständliche Unmündigkeit vorherrschend ist. Mir hat Mernissis Aufsatz die Augen geöffnet, da ich geradegenannte Unmündigkeit als bestimmten Ländern eigen, geradezu eingebrannt in ihren nationalen Charakter sah, ohne den historischen Kontext hinzuziehen. (...)

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