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Stellungnahme zum Kosovo-Krieg

( ... ) Wir sind ja in Sicherheit und können deshalb auch alle möglichen Strategien zur Lösung bspw. des Kosovo-Konflikts zum Besten geben. Doch was würden wir tun, wenn unsere Entscheidungen wirklich relevant wären, wenn wir am Schalthebel säßen? Ich glaube, dass wir alle sehr schnell verstummen würden. Denn es fühlt wahrscheinlich jeder diesen inneren Konflikt zwischen dem Bestreben, Miloševics Treiben ein Ende zu setzen und der Abneigung gegenüber dem Einsatz von Waffengewalt. Doch was soll man tun? Diese Entscheidung endgültig zu fällen, möchte ich mir nicht anmaßen, auch wenn meiner Meinung nach das Einschreiten der Nato das bessere von zwei Übeln war. Dass man etwas gegen die an den Kosovaren verübten Grausamkeiten tun musste, steht für mich dabei außer Frage - den Kontrapunkt bildet hierbei die Verletzung der UN-Charta und die in meinem Bewusstsein verankerte Ablehnung von Waffengewalt. Aber wie sonst hätte man einschreiten sollen? Dass diese Frage nicht endgültig entschieden werden kann, haben wir bereits im Unterricht feststellen müssen, weshalb es mir auch widerstrebt, hier weiter auf sie einzugehen.

Eine Frage, die sich jedoch wahrscheinlich besser diskutieren ließe, da sie von der emotionalen Belastung, die die Kriegsbilder darstellen, weitgehend unberührt bleibt, ist jene nach der Zukunft der internationalen Staatengemeinschaft. Ist es nicht eine Ironie des Schicksals, dass wir uns noch wenige Wochen vor Ausbruch des Krieges auf dem Balkan ausführlich mit der Frage befasst haben, was geschehen wird, wenn sich auch andere Staaten über geltendes UN-Recht hinwegsetzen, und nicht mehr nur die USA allein, wie wir anhand des aktuellen Beispiels der Hinrichtung der LaGrand-Brüder festgestellt hatten?

Damals, noch in der heimeligen Sicherheit reiner theoretischer Vermutungen, sagten wir für diesen Fall das mögliche Horrorszenario des "Kampfes der Kulturen voraus". Und was ist jetzt, da die gesamte Nato das UN-Recht boykottiert hat? Wir wollen es nicht wahr haben, aber was wir befürchtet hatten, war zumindest einen Moment lang in greifbarer Nähe, als Russland mit dem Einsatz von Nuklearwaffen drohte, sollte die Nato den Einsatz von Bodentruppen beschließen. Doch haben wir jemals wirklich darüber nachgedacht, dass ein "Dritter Weltkrieg" so fern nicht ist? "Nein, nein, so was kann uns doch nicht passieren, wir sind doch in Sicherheit, oder...?" Glücklicherweise zog Russland seine Drohung wieder zurück, doch allein die Tatsache, dass man im Kreml die Möglichkeit in Betracht zog, Nuklearwaffen einzusetzen, sollte uns bedenklich stimmen. Denn der Konflikt im Kosovo wird sicherlich nicht der letzte seiner Art sein, so traurig es auch klingt.

Wiederholt muss deshalb die Forderung gestellt werden, die UN zu stärken, um die Welt auf einen globalen Nenner zu bringen. Doch wie soll uns das gelingen, wenn nicht nur die USA die UN finanziell kurz halten und deren Beschlüsse ignorieren, sondern jetzt auch die gesamte Nato auf eigene Faust handelt? Es sieht nicht gut aus für den Frieden in dieser Welt. (.....)

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